Andrea Noack: Abenteuer Abstinenz

Den Weg aus der Sucht kann man nur aus eigenem Antrieb gehen.

Hier schreibt Andrea Noack, trockene Alkoholikerin und Lehrerin für alle, die keinen Bock auf Abhängigkeit haben.

Der Weg in die Abhängigkeit macht erst einmal riesigen Spaß. Es ist schön, mit Kollegen und Freunden ausgelassen zu sein, über die Stränge zu schlagen, Erfolge zu feiern und Misserfolge einfach an sich abprallen zu lassen. In meinem Fall fand diese Genussphase in einer high-powered Werbeagentur statt. Wir wuppten riesige Projekte, überboten uns mit Kreativität, waren unter enormen Druck konsequent produktiv und waren überhaupt die Größten. Sowohl im Job als auch in der Partnerschaft eine coole Zeit.

ABER.

Diese schleichende Gewohnheit. Diese kollektive Routine. Dieser immer gleiche Ablauf mit den Gläsern hoch zum Feierabend, der bald als selbstverständliche Normalität erscheint. Und der ständig nagende Zahn der Zeit. Man kann nicht immer erfolgreich sein, man kann nicht immer cool sein, man kann nicht immer das harmonischste Kreativteam der Welt sein.

Wenn sich Risse im Außen und in der Partnerschaft zeigen, hilft Alkohol immer noch – scheinbar. Man dröhnt sich zu, schaut von der Realität weg, redet sich die Probleme schön, suhlt sich in der Gemeinschaft der Gleichgesinnten und findet immer jemanden, der einen darin bestärkt, wie toll man eigentlich wäre, wenn nur die Welt nicht so bescheuert wäre. Und man wird ein Profi darin, die Abhängigkeit als Genuss und Kultur zu verherrlichen und offensichtliche Probleme zu bagatellisieren.

Man muss nicht ganz unten gewesen sein, um die Kurve nehmen zu können. Doch den Weg aus der Sucht kann man nur aus eigenem Antrieb gehen. Es braucht die Einsicht, süchtig zu sein, und es ist ein einsamer Weg. Ich bin ihn gegangen, und dieser Kraftakt wurde mit echtem, klarem, wertvollem, wunderbaren Leben belohnt. Die vollständige Geschichte können Sie in meinem Buch nachlesen: Die Bestie schläft.

Heute bin ich Trainerin und Speakerin für alle Menschen, die aus der Sucht herauswollen. Das gilt auch für Co-Abhängige, die die Sucht stabilisieren, obwohl sie genau das Gegenteil wollen. Und es gilt ganz besonders für Frauen, denn das Ausmaß weiblicher Alkoholsucht wird dramatisch unterschätzt. Alkoholiker*in und Säufer*in gilt immer noch als etwas Unanständiges, das man in unserer Gesellschaft lieber totschweigt.

Mehr über mich erfahren Sie unter: www.andreanoack.de

Ihre Andrea Noack.